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Über Allergien

oder die Frage:

„Was macht der Bauer, wenn seine Kinder gegen Heu und Tiere allergisch sind?“

Eine Allergie ist eine Überreaktion unseres Immunsystems gegen an sich harmlose körperfremde Stoffe. Der Körper eines Allergikers reagiert dabei in unlogischer Weise überempfindlich auf einen harmlosen Reiz, wobei sich diese Reaktion durch viele verschiedene Symtome Ausdruck verschafft. Diese Ausdrucksweisen des Körpers (Symptome) sind bei jedem unterschiedlich und reichen von Haut- und Augenreizungen, Reizung der Nasenschleimhaut bis hin zu Asthma- und Niesanfällen. Bei der Häufigkeit mit welcher Allergien in unserer Zeit bereits auftreten, erübrigt sich eine genauere Definition aufgrund der hinlänglichen Bekanntheit dieser Thematik.

 

Ein inzwischen nicht weniger häufig auftretendes Phänomen ist, daß Menschen ihre Tiere beim Auftreten einer Allergie sofort in Tierheimen abgeben oder sie sonst irgendwie umgehend loszuwerden versuchen, was ihnen meist von ihren Ärzten so geraten wird. Nicht in allen, gewiß aber zum Großteil wäre dies gar nicht nötig und resultiert aus einer Überreaktion der Menschen nach Bekanntwerdung einer Allergie bei ihren Kindern oder bei sich selbst, wobei meist der Rat des Arztes diese Überreaktion auslöst. Der Beruf des Arztes hat den Sinn, für die Gesundheit eines Patienten das bestmögliche Ergebnis zu erzielen, genauso wie auch jeder Maurer, Elektriker, Mechaniker, Rechtsanwalt usw auch immer das beste Ergebnis für seinen Kunden erzielen möchte. Trotzdem ist der Großteil der Menschen dazu geneigt, den Rat eines Arztes stets wie den Rat eines Weisen zu betrachten und ihm übermäßiges Gewicht zu verleihen. Nicht umsonst nannte man Ärzte früher schon scherzhaft „Halbgötter in weiß“. Auch heute noch zweifeln die Menschen kaum an den Worten eines Arztes und vergessen dabei, daß jeder Mensch ein einzigartiges Individuum ist und der Ratschlag eines Arztes nur seine Meinung repräsentiert und keinesfalls für Wahrheit steht. Genauso wie der Arzt jedem seiner Kunden rät, mit dem Rauchen aufzuhören, nicht fett zu essen und wenig Alkohol zu konsumieren, rät er auch bei Allergien zur Weggabe des Haustiers. Während die meisten Menschen jedoch gegen seinen Rat an ihren anderen Gewohnheiten starr festhalten weil sie ihr Leben selbst bestimmen wollen, sind sie im Falle einer Allergie sehr viel schneller dazu geneigt ihr Leben zu verändern, was sicherlich mit dem Unterschied zu erklären ist, daß Allergien nicht wie diese eben erwähnten und nachweislich ungesunden Sachen süchtig machen. Vielleicht liegt es aber auch daran, daß diese Veränderung nicht sie selbst, sondern eben nur ein Tier betrifft. Um die Auswirkungen seines Ratschlages auf unbeteiligte Dritte muß sich weder der Arzt, noch der Elektriker, der Maurer etc - keiner dieser Handwerker kümmern, es ist den Menschen selbst überlassen, wie sie diese Ratschläge anwenden und was sie daraus machen. So muß sich etwa der Tankwart nicht um die Umwelt oder um den Straßenverkehr kümmern, den Groupier hat es nicht zu interessieren ob die Menschen im Casino ihr letztes Geld verspielen, es ist natürlich auch nicht des Trafikanten Problem, daß Rauchen ungesund ist, und den Arzt kümmert auch das Schicksal des Tieres nicht, welches die Familie durch sein Anraten nun auf Verdacht weggibt oder einschläfern läßt, weil es der Auslöser einer Allergie sein könnte. Jeder erledigt somit sein Handwerk, auch der Arzt, mit dem Blick gerade so weit vorausgerichtet wie es für die Bedienung seiner Kunden eben erforderlich ist. Zahlreiche Statistiken belegen, daß gerade wir Österreicher inzwischen schon weltweit die führende Nation sind, wenn es darum geht wie häufig wir zum Arzt rennen als wären wir totkrank obwohl den meisten überhaut nichts an ihrer Gesundheit fehlt. Deswegen sind auch alle unsere Wartezimmer in Arztpraxen und Kliniken ganzjährig überfüllt, obwohl wir vielleicht sogar den denkbar gesündesten und saubersten Teil dieses Planeten bevölkern.

 

An dieser Stelle ist es nun nötig, kurz über die Allergien des Autors dieser Zeilen zu berichten. Ich selbst bin nämlich sehr starker Allergiker. Mein Körper reagiert auf mindestens 40 verschiedene Reize hoch allergisch, wobei auch die Symptome die dabei auftreten das komplette Spektrum an Reizungen von Augen, Schleimhäuten und Haut beinhalten. Schon von Kindheit an litt ich an starkem Bronchial-Asthma, ausgelöst durch die Ausscheidungen der Hausstaubmilbe, welche überall in der Welt, in jeder Wohnung und in jedem noch so kleinen Winkel zuhause ist. Außerdem bin ich gegen fast alle Tiere dieser Welt, sowie gegen alle Gräser und Pollen allergisch. Die Stärke meiner Allergien wurde bei allen Hauttests stets mit Stufe 3 bis 6 diagnostiziert, wobei 1 = schwach, 6 = sehr stark bedeutet. Trotz all dieser Hindernisse wuchs ich schon von kleinster Kindheit an mit Tieren auf. Ich krabbelte und spielte mit der Hündin meiner Oma auf dem Boden und im Staub. Der Kater Muzza begleitete mich vom Kindesalter 21 Jahre lang und schmiegte sich täglich schnurrend an mein Gesicht wenn ich abends im Bett einschlief, die zahlreichen Tiere meiner Mutter begleiteten mich von Kindheit an und waren mir stets gute Freunde. Meinen letzten Allergietest vollzog ich 2010. Wieder war ich gegen alle 30 getesteten Stoffe aus Tier- und Pflanzenwelt gleich allergisch. Als 16jähriger ließ ich mich wegen meines Asthmas, ausgelöst durch die Hausstaubmilbe, mit einer Immuntherapie durch Spritzen behandeln. Hierbei wurde genau der Stoff gegen den ich allergisch bin („Milbenmix“) monatlich so lange weiter injiziert, bis mein Körper ihn gewohnt war. Nach 4 Jahren war ich geheilt, die Hausstaubmilbe ist heute für mich harmlos, obwohl die Allergie immer noch mit hoher Allergiestufe in den Tests angezeigt wird. Heute bin ich sogar Tierpfleger im Haus der Tiere, Besitzer eines Hundes und meine 6 Wohnungskatzen schlafen sogar täglich bei mir im Bett. Bei mir wurde zuletzt 2010 wieder eine Hundeallergie der Stufe 5 (=stark) und eine Katzenallergie der Höchststufe 6 (=sehr stark) getestet. Trotzdem ist dies alles für mich leicht möglich und ich habe mich in meinem ganzen Leben noch nie von einem Tier deswegen trennen müssen. Wie ist das möglich?

 

Die erste Erklärung dafür lautet „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg!“ Als ich ein Kind war, rieten die meisten Ärzte als Sofortmaßnahme, daß wir alle unsere Haustiere wegen meiner Allergien sofort entfernen sollten. Außerdem sollten meine Mandeln unbedingt operativ entfernt werden, weil sie sehr oft eitrig waren da ich durch die vielen Allergien ein geschwächtes Immunsystem hatte. Ich war als Kind deshalb wohl etwas häufiger krank als andere Kinder. Auch heute noch möchte jeder Arzt an mir sofort sein Skalpell ansetzen, wenn er meiner Mandeln ansichtig wird. Doch zum Glück teilte mein damaliger Hausarzt die Meinung seiner Kollegen nicht und auch meine Mutter schenkte diesen Aussagen nie Glauben. Sie hatten beide immer recht. Meine Mandeln erfreuen sich immer noch ihrer Gesundheit und auch wenn sie optisch etwas gezeichnet sind, waren sie seit meiner Jugend nie mehr eitrig. Aufgrund der vielen Allergien besitze ich heute fast die 20fache Menge an Antikörpern eines gesunden Menschen im Blute meines Körpers. Trotzdem haben sich die Symptome meiner Allergien so weit an diese Welt angepasst, daß ich nur mehr selten unter ihnen leide, obwohl bei allen Bluttests immer noch die hohen Allergiestufen angezeigt werden. Der zweite Faktor, der dies erwirkte lautet deshalb: Geduld! Für mich, meine Mutter, meine Oma und meine Familie war es nie ein Thema, daß sich die ganze Welt aufgrund meiner Allergien künftig an mich anpassen und alle Tiere und Pflanzen künftig von mir fern gehalten werden müssen.

Eine starke allergische Hautreaktion an Romans Arm, hervorgerufen durch Sägespäne der Lärche; Einfache und natürliche Gegenmaßnahme:

Mit klarem Wasser abwaschen!

Viel eher war es nun umgekehrt der Fall, der nämliche, daß sich mein Körper an die Welt anpasste! Mein Körper ist die ständige Anwesenheit von Tieren und Pflanzen nun so gewöhnt, daß er darauf kaum mehr reagiert, obwohl alle Allergietests immer noch die höchste Stufe anzeigen. Dies ist vor allem bei meinen Tierallergien der Fall und funktionierte nach dem selben Prinzip, wie auch eine Immuntherapie durch Anpassung an den Allergieauslöser funktioniert. Die Pflanzenallergien treten immer noch auf, wenn meine Haut sich rötet, mir die Augen brennen oder ich ab und zu niesen muß, nehme ich dies jedoch einfach in Kauf und akzeptiere es, es gehört sogar zu mir, so bin ich eben! Die Allergie gegen Heu ist besonders in unseren Ställen sehr stark, aber ich lasse mich davon nicht abhalten zu machen was ich liebe. Unsere Ponys lösen bei mir die stärkste allergische Reaktion aus: wenn ich nach dem Anfassen dieser Tiere meine Augen berühre, schwellen diese sofort an und die Hornhaut meiner Augen wölbt sich dabei sogar nach außen, sodaß ich meine beiden Augäpfel nicht mehr richtig bewegen und fast nichts mehr klar sehen kann. Für mich ist dies jedoch kein Grund unseren Ponys künftig aus dem Wege zu gehen. Meine einzige Maßnahme besteht darin, daß ich mir mit den Fingern nicht in die Augen fasse und mir nach ihrer Berührung einfach sofort die Hände wasche. So einfach könnte eine Lösung also aussehen.

 

Als ich 2013 Vater wurde und mir Sorgen darüber machte, daß meine Tochter auch an so vielen Allergien leiden könnte, sagte meine Frau hierzu nur: „Was glaubst du macht der Bauer wenn seine Kinder gegen das Heu und seine Tiere allergisch sind? Verkauft er deswegen gleich seinen Hof und alle seine Tiere?“ Sie brachte mich damit sehr zum Nachdenken und erinnerte mich dabei wieder an meine eigene Geschichte. Was wäre das für eine Welt, wenn wir Menschen uns durch diese Dinge stets so durchs Leben scheuchen ließen, stets dazu gezwungen alle paar Jahre ein neues Leben zu beginnen oder uns von unseren geliebten Haustieren und von Hab und Gut zu trennen, nur weil wir sonst einen Hautausschlag bekämen, unsere Nase uns juckt und unsere Augen sich erröten? Und schließlich bin ich selbst ja nun der lebende Beweis dafür, wie falsch es ist seinen Allergien ständig aus dem Weg zu gehen, vor ihnen zu fliehen und stets zu erwarten, daß sich die ganze Welt und alle seine Lebewesen an mich anpassen und jeder sich künftig nach meinen Allergien zu richten hat.

 

In manchen Fällen mag es extrem beeinträchtigende Symtome geben auf die man unbedingt mit einer Gegenmaßnahme reagieren muß. Asthma ist zum Beispiel so etwas. Die Reaktion darauf könnte auch in diesem Falle einfach nur daraus bestehen, daß man seine Wohnung täglich saugen muß, um alle Tierhaare gründlich zu entfernen. Sogar hier stellt die Weggabe des Haustiers immer noch eine unnötige und völlig übertriebene Maßnahme dar. Seine Tiere beim leisesten Verdacht auf eine Allergie oder bei den ersten auftretenden Problemen sofort ins Tierheim zu bringen oder gar einschläfern zu lassen, (siehe dazu: „Einschläfern - Die Todesspritze) stellt im gleichen Maße wieder eine Überreaktion, ähnlich einer Allergie auf völlig harmlose Stoffe dar.

 

Diese Verhaltensweise ist wohl auch leider Bestandteil unserer heutigen schnelllebigen Zeit, in welchem jeder immer ALLES und am besten SOFORT haben möchte. Das Ego des Menschen ist größer als je zuvor. Unser Planet dreht sich um 7,2 Milliarden Individuuen von denen jeder sich selbst der Nächste ist im Optimalfall ein „Star“ sein möchte. Für jeden zählt nur mehr das größte Stück vom Kuchen. Im TV kann man diese Entwicklung gut mitverfolgen, heute sucht jeder DEN SUPERSTAR und vor lauter „Stars“ ist der normale Mensch schon fast in Unterzahl und zur Seltenheit geworden. Auch die vielen Schönheitsoperationen durch Ärzte, welche kaum sichtbar schiefe Nasen wieder gerade biegen und leicht molligen Bäuchen das Fett absaugen, sind ein Resultat daraus wie wenig man seine individuellen Merkmale selbst akzeptiert und wie schnell heute jeder mit seinen Problemen zum Arzt rennt. Bevor man es riskiert, daß die Nase juckt oder die Haut sich rötet, zerstört der Mensch lieber das Leben seiner treuen Haustiere, welche ihm in ihrer Liebe stets treu ergeben waren und ihm blind vertrauten.

 

Durch die Äußerung meiner Frau wurde ich noch an etwas anderes erinnert:

Ich hatte nun plötzlich wieder das Bild eines Altbauern aus der Nachbarschaft vor Augen, welches mir fast in Vergessenheit geriet. Dieser bewirtete in Eben am Achensee einen Bauernhof mit vielen Tieren. Außerdem litt er an starkem Bronchial-Asthma aufgrund seiner Allergien. Das Bild, welches gut versteckt in meinem Gedächtnis noch lebendig war, ist dieser alte Mann mit der weißen Maske um den Mund, am Kopf ein weißer Maurerhut. Mit blauer Latzhose bekleidet schob er vor sich den vollen Karren mit Heu und Stroh in den Stall. Geduldig erledigte er so täglich seine schwere Arbeit während wir Kinder bei ihm am Hofe spielten und ihn dabei beobachteten. Was macht also der Bauer der gegen Heu und Tiere allergisch ist? Weder verkauft er seinen Hof und zieht in eine sterile Gemeindewohnung, noch trennt er sich von seinen Tieren. Er setzt sich einfach bei der Arbeit eine Maske auf!

 

Roman Pellegrini,

geschrieben im März 2014

für das

Haus der Tiere.