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Tweety - die Moorente

Es war im Jahre 2000. Unser Hof, war kurz nach seiner Renovierung. Es waren zu dieser Zeit bereits einige tierische Gäste bei uns eingezogen. Ein Großteil des Hauses war schon von uns renoviert worden und fast alle Ställe waren bereits mit vielen verschiedenen Tieren gefüllt.

 

Eines Tages im Mai des Jahres, da erzählte eine Bekannte meiner Mutter Doris, daß sie zuhause einen Ententeich hat. Dort hätte ein Moorentenpärchen Eier gelegt und das Weibchen wäre bereits fleißig am Brüten gewesen. Doch leider war das Weibchen während der Brut plötzlich nicht mehr aufzufinden und man vermutete deshalb, daß sie Opfer eines Marders geworden sei. Nun stand das Nest schon seit zwei Tagen leer und die Frau wußte nicht was sie mit den Eiern machen sollte. Sie hatte Angst, daß sich in ihrem Inneren bereits lebende Enten befinden und konnte sie deshalb weder entsorgen, noch konnte sie die Eier selbst irgendwie ausbrüten.

 

Zufällig hatte mein Vater Werner Ende 1999 einen kleinen und alten Brutapparat erworben. Dieser hatte ein Gehäuse aus Styrophor und war mit sechs Wasserrinnen, einem feinen Gitter und vielen kleinen Rohren ausgestattet, auf welche man die Eier legte um sie auszubrüten und wo sie vom Apparat automatisch gewendet wurden. Meine Mutter schlug ihrer Bekannten vor, sie solle doch die Eier einfach zu mir bringen. Während sich mein Vater mit dem Brutapparat noch nie beschäftigt hat und er ihn damals nur zufällig von jemandem abkaufte, hatte ich bereits Erfahrungen mit dem Apparat gesammelt als ich im Winter 1999 Seiden- und Zwerghühner damit ausbrütete.

 

Und so kam es, daß ich die fünf angebrüteten Eier einfach in meinen Brutapparat legte. Da ich nicht wußte, in welchem Stadium sich die Eier befanden und ob sie überhaupt noch lebten, versuchte ich sie anfangs mit meinem selbstgebastelten „Eierdurchleuchteapparat“ zu durchleuchten. Doch die Eierschalen dieser Entenart waren leider zu dick dafür und so sah ich keinen Schatten oder andere Hinweise darauf, ob sich in den Eiern Leben befand oder nicht. Und so füllte ich einfach alle sechs Wasserrinnen und überließ die Eier ihrem Schicksal. Ich mußte sie täglich für zehn Minuten lüften und abkühlen lassen und bei dieser Gelegenheit kontrollierte ich auch immer gleich ihre Schalen, ob sie Bruchstellen aufzuweisen hätten. Doch es rührte sich lange Zeit überhaupt nichts.

 

Obwohl ich wenn es um das Wohl von Tieren geht nie aufgebe und die Eier lieber eine Woche zusätzlich in der Brutmaschine belasse damit ich nur ja keinen Fehler begehe indem ich die Brut zu früh abbreche, hatte ich in Gedanken die fünf Enteneier schon fast abgeschrieben, denn bis jetzt war auch nach mehreren Wochen kein Anzeichen von Leben in ihnen zu erkennen und die maximale Zeit, welche man für den Schlupf eines Entenkükens berechnet, war auch schon fast abgelaufen.

 

Doch als ich eines Tages - am 16. Juli 2000, durch die kleinen Fenster der Maschine blickte, da sah ich, wie ein Ei in zwei Hälften zerbrochen war und sich neben ihm ein winzig kleines schwarzes Etwas bewegte. Dieses Etwas war ganz triefend nass und sah ganz verklebt aus. Da es ein großer Fehler gewesen wäre die Maschine zu diesem Zeitpunkt zu öffnen, mußte ich mich aber noch ein wenig gedulden. Denn öffnet man die Maschine zu früh wenn die Küken noch ganz nass sind, dann riskiert man, daß sie sich erkälten und daran sterben. In der Zwischenzeit versuchte ich schon einmal mit dem kleinen Häufchen durch die kleinen Fenster des Brutapparates zu kommunizieren - und als ich dem kleinen Entlein leise zupfiff, da hob es zum ersten Mal seinen winzigen Kopf und piepte ganz laut zu mir zurück, so als würde es nach seiner Mutter rufen.

 

Solange ich den Apparat noch geschlossen halten mußte, bereitete ich in der Zwischenzeit für den kleinen Neuankömmling eine gemütliche Bleibe: ich stellte einen großen Meerschweinchenkäfig in das Zimmer neben die Maschine. Diese Steige legte ich mit Küchenrollen aus. Außerdem stellte ich eine Vogeltränke darin auf. Es ist der allergrößte Fehler, den aber leider viele Menschen begehen, wenn sie auf eine Vogeltränke verzichten und einfach nur eine normale Schale mit Trinkwasser für die Küken bereitstellen. Denn die Küken - egal ob Hühner, Enten oder Gänse - begehen so gut wie immer den Fehler und hüpfen dann in die Schale mit dem Wasser um darin zu plantschen, wobei sie dann anschließend nicht mehr aus eigener Kraft herauskommen und nach wenigen Minuten darin ertrinken, da kleinen Küken noch die Ausdauer fehlt und sie recht schnell ermüden. Dies ist ein ganz wichtiger Punkt, den ich natürlich berücksichtigte! Kükenfutter mußte ich noch keines für das frische Küken bereithalten, denn Küken essen am ersten Tag nach ihrem Schlupf noch nichts, da sie noch vom nahrhaften Eidotter gesättigt sind, welchen sie im letztend Stadium kurz vor ihrem Schlupf als Nahrung durch den Nabel zu sich nehmen. Und zum Schluß bastelte ich erfindungsreich wie ich war, aus dem Stativ einer VHS-Kamera eine Halterung für eine rote Wärmelampe, welche dem Kleinen die lebensnotwendige Wärme von 38 bis 39 Grad spenden sollte und stellte dieses von mir zusammengebaute Gestell direkt über den Käfig, damit es einen Großteil desselben erwärmte. Dabei achtete ich aber auch darauf, daß auch noch ein paar kühlere Stellen im Käfig vorhanden waren, wohin der kleine Piepmatz flüchten könnte, wenn es ihm zu heiß wurde.

 

Dann hob ich zum ersten Mal den Deckel des Brutapparates vom Gehäuse - und sofort blickte mir ein inzwischen schon einigermaßen trockenes, winzg-kleines und fast schwarzes Entenküklein in die Augen. Der fast watteähnliche Saum an seiner Brust war gelblich und auch im Gesicht und an den Seiten hatte es gelbliche Streifen am Körper. Und es piepte ganz laut als es mich erblickte und wollte sofort aus der Brutmaschine und zum mir in meine Arme kommen. Solch eine Anhänglichkeit war ich aus meinen Erfahrungen mit den Seidenhühnern gar nicht gewohnt und es überraschte mich sehr, daß der kleine Wuschel sich schon so von mir angezogen fühlte. Ich nahm ihn ganz vorsichtig auf meine Hand und setzte ihn in sein neues Heim, dem Käfig neben der Brutmaschine. Und da alle Küken in den ersten Stunden ihres Lebens noch sehr müde und vom anstrengenden Schlupf stark geschwächt sind, ließ ich ihn im ruhigen und abgedunkelten Zimmer zurück, nachdem er eingeschlafen war.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Als ich später wieder nach ihm sah, war er schon wieder putzmunter und piepte laut, wobei er das durch Konrad Lorenz bekannte „Hier bin ich - wo bist du“ die meiste Zeit über von sich gab. Dieses klingt in seinem Tonlaut so, als würde er eine Frage stellen, nämlich „Wo bist du?“. Und zugleich dient es der Mutter als Zeichen, um ihr damit zu signalisieren „Hier bin ich!“. Und wann immer das kleine Kücken so nach mir rief, piepte ich so gut ich eben konnte zurück, berührte es sanft mit meinem Zeigefinger oder nahm ihn gar zu mir auf die Hand um es zu küssen. Der kleine Kerl konnte anfangs noch gar nicht richtig laufen. Moorenten gehören zu den Tauchenten. Damit die Tauchenten ihrem Namen gerecht werden und besser Tauchen können, sind die Beine bei ihnen von Natur aus anders angeordnet als bei normalen Enten. Die Flossen sind bei ihnen stärker ausgeprägt und größer und die Beine liegen weiter hinten am Rumpf. Dadurch sind sie ausgezeichnete Schwimmer und Taucher, aber an Land sind sie etwas schwerfälliger. Am Anfang robbte der Kleine deshalb mehr auf seinem Bauch dahin und drehte sich dabei des öfteren auf den Rücken, da die Beine noch ganz unkontrolliert hinter seinem Körper in der Gegend herumruderten und auf dem glatten Unterboden manchmal ausrutschten.

 

Da der kleine Piepmatz für mich irgendwie weiblich aussah und es ja auch „DIE Ente“ hieß, so taufte ich die kleine fortan einfach „Pippi“ - so wie Pippi Langstrumpf. Obwohl eigentlich nicht diese Pippi aus dem Märchen die Vorlage dafür gewesen war. Viel mehr war der Grund einfach nur sein lustiges „Piepen“ und auch die Tatsache, daß man in Tirol kleine Küken auch„Pipperl“ nennt. Doch eigentlich piepte meine Pippi gar nicht so häufig, denn sie war ein sehr ruhiges Küken und außer wenn sie nach mir schrie, gab sie sonst kaum einen Laut von sich. Leider gibt es keine Fotos von meiner kleinen Ente aus dieser Zeit als sie noch ein Küken war. Ich war damals und bin auch heute noch der Meinung, daß man sich lieber auf den gegenwärtigen Moment konzentrieren und ihn geniesen sollte, denn dann kann man sich solche Momente nämlich für immer erfolgreich in seine Erinnerung einprägen, was ich für viel wertvoller erachte, als ständig nur mit dem Fotographieren oder Filmen beschäftig zu sein.  

 

In den kommenden Stunden oder Tagen, hieß es nun abwarten und auf die Ankunft der restlichen vier Geschwister meiner Pippi zu warten. Doch diese kamen leider nie. Ich ließ sicherheitshalber noch eine ganze Woche verstreichen, ehe ich die Brut der restlichen vier Eier aufgab und die Maschine ausschaltete. Ich habe die Eier dann natürlich untersucht und geöffnet. In den vier verbleibenden Eiern waren leider vier tote Embryos. Sie sind alle in unterschiedlichen Stadien ihrer Entwicklung stehenbeblieben und abgestorben. Somit war mir ab diesem Zeitpunkt endgültig klar: meine Pippi war ein Einzelkind! Und dies hieß für mich nun erst recht, daß ich die volle Verantwortung für sie übernehmen müßte, da sie nun ganz alleine war. Inzwischen war sie dadurch, daß sie lediglich mit mir Kontakt hatte und bisher noch nie eines ihrer Artgenossen ansichtig geworden ist, bereits nur auf mich geprägt und sah mich deshalb als ihre Mutter an. Und da Pippi nun leider auch keine Geschwister als Spielkameraden hatte, mußte ich fortan ihre ganze Familie ersetzen - ich war ihr ab fortan Vater, Mutter und Spielkamerad zugleich! Und ihren Käfig mußte ich schließlich auch noch gegen einen anderen austauschen, denn sobald ich mich von ihr entfernte, schaffte es das kleine Knäuel irgendwie, sich durch die Gitterstäbe hindurch zu zwängen und ehe ich mich versah, watschelte sie schon wieder hinter mir her oder stand plötzlich neben mir!

 

Schon in den ersten Tagen seines Lebens merkte ich, daß der kleine Piepmatz gerne mit dem Wasser in seiner Vogeltränke herumplantschte. Da es für ihn zu gefährlich gewesen wäre wenn ich ihn ohne Aufsicht hätte schwimmen lassen, bereitete ich für ihn täglich in einer kleinen Plastikschüssel ein Bad mit kaltem klaren Wasser vor. Der kleine Wattebausch überraschte mich schon von Beginn an sehr, denn als ich ihn mit meiner Hand zum ersten Mal ins Wasser setzte, begann er auch schon ganz wild zu tauchen. Dies sah zwar noch sehr unbeholfen und unkontrolliert aus und er verspritzte dabei eine ganze Menge Wasser im Raum, aber er fühlte sich dabei sichtlich wohl. Da meine kleine Pippi jedoch nicht alleine wieder aus der Schüssel herausspringen konnte - ich wiederhole noch einmal, daß dies eine der häufigsten Todesursachen bei jungen Entenküken in Gefangenschaft ist - baute ich für sie eine Art Leiter, welche eigentlich mehr Stufen ähnelte und ihr das Aus- und Einsteigen erleichtern sollte. Nachdem ich in den darauf folgenden Tagen Pippi häufig beim Baden beobachtet hatte, war ich mir eines Tages sicher, daß sie es fortan alleine schaffen würde aus dem Bad aus- und einzusteigen und so verblieb die Schüssel mit den Stufen fortan als Pippis Schwimmbad in ihrer Steige.

 

Pippi war nun unentwegt mit dem Schwimmen beschäftigt. Da wir im selben Zimmer schliefen, konnte ich von meinem Bett aus beobachten, daß sie vor allem Nachts sehr aktiv wurde und es in ihrem Käfig zuging wie beim Turmspringen in einem Freibad. Pippi hüpfte nämlich von der obersten Stufe ihrer Leiter am liebsten schnurstracks ins Wasser, wobei sie dann anschließend die Stufen mit ihren Watschelfüßen wieder erklomm und den ganzen Vorgang unzählige Male wiederholte. Und da sie auch ein immer größeres Verlangen zum Tauchen zeigte, ließ ich mir zusammen mit ihr ab und zu in meiner Badewanne ein kaltes Bad mit klarem Wasser ein, in welches ich mich anschließend mit ihr gemeinsam hineinsetzte. Dort konnte ich mit meiner kleinen Ente ein wenig plantschen und spielen. Und in der Badewann konnte sie zugleich lernen, fortan tiefer abzutauchen. Und genau das tat sie auch, wobei sie mit ihrem Schnabel meist an meinen Zehen knabberte oder mich sonst wo kitzelte.

 

Damit sie auch das Laufen besser lernt, ging ich mit ihr in meiner Wohnung ständig spazieren und als Pippi dann auch zu Lande auf ihren Beinen zunehmend sicherer wurde, durfte sie fortan abends bei mir immer auf meiner Schulter bzw wenn ich lag auf meiner Brust nahe dem Hals platznehmen. Dies war fortan auch ihr Lieblingsplatz, denn damals hatte ich sehr lange Koteletten im Gesicht, welche denen der Comicfigur „Wolverine“ von den X-Men ähnelten - zumindest behauptet das eine Freundin von mir bis heute noch so. Und mit diesen Koteletten spielte meine kleine Ente am liebsten und sie war meist die ganze Zeit damit beschäftigt, an ihnen herumzuzupfen. Ich hatte natürlich immer eine meiner Hände in Bereitschaft oder hielt die Kleine an ihrem Bürzel fest wenn sie auf meiner Schulter saß, damit sie mir nur ja nicht auf den Boden fallen konnte, denn dabei hätte sie sich schwer verletzen können. Pippi spielte auch gerne mit meinen Lippen und knabberte auch daran ständig herum oder versteckte sich ganz einfach nur unter meinem Kinn.

 

Ich dehnte die Spaziergänge mit Pippi immer mehr aus und begann mit ihr nun auch im Freien in unserem Garten herumzulaufen. Dies war anfangs noch sehr gefährlich, denn meine Begleiterin war wirklich winzig und um unser Gästehaus in welchem ich wohnte und welches sich unmittelbar neben unserem Haus der Tiere befindet, tummelten sich meist sehr viele unserer Pflegekatzen. Ich hielt deshalb nie mehr als maximal zwei Meter Abstand zu meiner Kleinen um sofort schützend einzugreifen zu können, falls sich eine unserer Katzen näherte. Dabei mußte ich natürlich auch aufpassen, daß ich nicht auf sie hinauftrat, weshalb ich in ihrer Gegenwart stets barfuß ging, damit meine Füße sensibler für sie waren. Unsere Spaziergänge im Freien dehnten wir schließlich so weit aus, bis wir schließlich den Ententeich beim Haus der Tiere erreichten, welchen ich zu dieser Zeit gerade fertiggestellt hatte. Dort angekommen zog ich mich dann aus und stieg zusammen mit ihr in den Teich um gemeinsam zu schwimmen. Als Pippi zum ersten Mal im Teich schwamm, bewegte sich das Wasser kaum, so winzig-klein war sie. Dies mache meiner Pippi wahnsinnig großen Spaß und es wurde mit jedem mal schwieriger für mich, den kleinen Wuschel wieder aus dem Wasser zu locken und zum Spaziergang nach Hause zu überreden. Meist wurde mir viel schneller kalt im eiskalten Teichwasser als ihr. An Land ließ ich sie noch ein wenig in der Sonne trocknen, wo sie auch gleich schon das Putzen ihres Gefieders lernen konnte, ehe wir wieder zurückspazierten. Und wenn sie vom Schwimmen schon zu müde war, dann nahm ich sie einfach zu mir auf die Hand und trug sie nachhause. Kleine Entenküken wachsen unheimlich schnell und schon bald war Pippi zu doppelter Größe herangewachsen. Trotzdem war sie natürlich immer noch winzig, da Moorenten von Natur aus ja eine sehr kleine Entenart sind und auch ausgewachsen kaum größer als frische Gänseküken werden. Auffallend war, daß der Schnabel und die Beine meiner kleinen Ente im Verhältnis zu ihrem Körper viel zu schnell zu wachsen schienen und bald hatte ich ein kleines Küken mit viel zu großem Schnabel und riesigen Flossen an den Beinen. Als ich mit meinem kleinen Schützling eines Tages nach dem Baden am Teichrand stand, fand ich eine große ausgewachsene Libelle, welche man bei uns häufig in der Nähe von Wasserflächen findet. Sie konnte nicht mehr fliegen und saß benommen auf dem Boden. Bekanntlich töte ich keine Insekten und so wollte ich sie untersuchen, ob ich ihr irgendwie helfen kann. Als ich sie vom Boden hochheben wollte, machte sie jedoch eine unerwartete Bewegung und fiel mir aus der Hand. Die kleine Pippi watschelte zufällig gerade zwischen meinen Beinen hindurch, schnappte sich die ausgewachsene Libelle und schlang sie in einem Stück hinunter, bis nur mehr ein Flügel aus ihrem Schnabel herausschaute. Ich war darüber sehr erschrocken. Mir tat die Libelle leid und zusätzlich hatte ich schreckliche Angst, daß mein winziges Küklein an der riesigen Libelle ersticken könnte. Eine ausgewachsene grüne Libelle hat bei uns eine Länge von 6 bis 7 cm und die Spannweite ihrer Flügel beträgt ungefähr genausoviel. Und mein Entenküken war zu dieser Zeit auch kaum größer, wodurch es wirklich beängstigend wirkte, als der Kleine diese riesige Libelle einfach so hinunterschluckte. Im Gegensatz zu den sich ausschließlich vegetarisch ernährenden Gänsen sind Enten nämlich Allesfresser und fressen mit Vorliebe Insekten und auch Fische. Doch dann fand nach einigen Minuten auch der Flügel der Libelle in ihrem Körper Platz und verschwand als sie diesen auch einfach hinunterwürgte, wodurch ich wieder einigermaßen beruhigt war.

 

 

 

 

 

 

 

 

Eine wahre Geschichte

von Roman

Stimmlich wurde mein kleiner Schatz auch mit der Zeit immer noch ruhiger und gab kaum noch einen Laut von sich. Ich dachte mir damals, daß dies an seiner Einzelhaltung lag. Und als bei ihm schon die ersten Feder an den Flügeln gewachsen waren, gab er eines Tages ganz heißer klingende Zischlaute von sich, welche für mich sehr beunruhigend klangen. Das klang so, als würde meine kleine Pippi nach Luft schnappen als hätte sie Asthma. Da ich selbst als Kind starkes Asthma hatte, war ich darüber sehr besorgt und beobachtete und untersuchte die Kleine genau. Dann zog ich das Internet zu Rate und ich war sichtlich erleichtert, als ich eine genaue Artenbeschreibung für meine kleine Moorente darin fand. Ich war zu diesem Zeitpunkt mit Moorenten noch absolut unerfahren und wußte fast nichts über sie. Doch in der Beschreibung laß ich, daß ausgewachsene Moorenten gar nicht quaken sondern ganz eigene Laute von sich gaben. Moorenten quaken nicht, sie zischen lediglich! Und dieses Zischen machen bei ihnen ausschließlich die Männchen, während die Weibchen wieder andere Laute von sich gaben. Außerdem fiel mir anhand der Bilder von ausgewachsenen Moorenten auf, daß meine Pippi ganz weiße Augen hatte - was laut Beschreibung auch wieder nur ein sicheres Merkmal der männlichen Moorenten ist, während die Weibchen nur ganz unauffällige dunkelbraune Augen besitzen. Und zu diesem Zeitpunkt wurde mir klar: der Stimmbruch meiner Pippi war ein deutliches Zeichen dafür, daß sie kein Weibchen, sondern ein kleiner frecher Erpel war!

 

Ich bin in der Namengebung leider schon immer etwas phantasielos gewesen, weshalb ich meine Mutter Doris um Rat fragte, wie denn meine Pippi in Zukunft heißen sollte. Denn einen weiblichen Namen für eine männliche Moorente - das paßte mir auf gar keinen Fall! Doris sagte daraufhin ganz spontan einfach „Tweety“ zu ihm und mir gefiel dieser Name, weshalb wir ihn in „Tweety“ umtauften. Den Namen „Tweety“ hatten wir von dem bekannten gelben Kanarienvogel-Küken aus den Warner-Bros. Cartoons. Und als ich im Internet die Bestätigung dafür fand, daß es sich bei Tweety um ein männliches Trickfilm-Küken handelte, entschied ich mich für diesen Namen für meinen kleinen Liebling, welcher inzwischen wie ein Sohn für mich war und dem ein Großteil meiner Freizeit galt.

 

Tweety wurde zunehmend größer und wuchs immer noch schneller. Und schon bald holte der Körper meines Erpels im Wachstum stark auf und paßte wieder zu seinem großen Schnabel und seinen riesigen Flossen. Und schon bald war meinem Tweety sein erstes Gefieder gewachsen. Sein Jugendgefieder war anfangs nur einfach dunkelbraun und ohne den schönen rötlichen Schimmer. Und als er sein Gefieder mit seinen Fettdrüsen am Bürzel schon richtig wasserdicht einzufetten wußte, war es an der Zeit, daß mein kleiner Schatz selbständig wurde und ab sofort in den Ententeich übersiedeln konnte.

 

                                           

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TWEETY & ROMAN